10. November 2013
In diesen Tagen um Allerheiligen wurden die Gräber unserer Toten mehr als sonst im Jahr geschmückt und besucht. Wollen wir so nur eine Erinnerung an einen Menschen lebendig halten, der einmal mit uns gelebt hat? Bleiben wir mit unseren Toten in Verbindung, über den Tod hinaus? Dieser Glaube an ein Leben jenseits dieser Welt war und ist lebendig in allen großen Religionen, in allen Völkern, so weit wir in die Geschichte der Menschheit zurückblicken können. Forscher, die sich mit der frühesten Menschheitsgeschichte befassten, fanden immer wieder Zeichen für einen Glauben der Menschen an ein Weiterleben nach dem Tode.
Wernher von Braun, ein deutscher und später US-amerikanischer Raketeningenieur, Wegbereiter und Visionär der Raumfahrt, hat einmal gesagt: „Denn die Wissenschaft hat herausgefunden, dass nichts spurlos verschwinden kann. Die Natur kennt keine Vernichtung, sondern nur Umwandlung. Wenn Gott nun dieses Grundgesetz schon im kleinsten und unbedeutendsten Teil seiner Schöpfung gebraucht, wird er es dann nicht erst recht gebrauchen bei dem Menschen („der Krone seiner Schöpfung“). Ich glaube, das tut er.“
„Glaubst du an die Auferstehung?“ Diese Frage kommt immer wieder, und manchmal hat sie den Unterton, dass man es ja doch nicht wirklich glaubt. Der Glaube an die Auferstehung fällt heute vielen Menschen schwer. Aber bei der Auferstehung geht es doch um einen Glauben an ein Leben nach dem Tod!
Das war auch zur Zeit Jesu so. Die Sadduzäer, eine religiös-politische Partei seiner Gesellschaft, glaubte nicht an eine Auferstehung, also an ein Leben nach dem Tod. Sie hielten sich ausschließlich an die fünf Bücher von Mose, in denen ihrer Meinung nach ein Glaube an eine Auferstehung nicht vorkommt. Deswegen glaubten sie auch nicht daran. Mit einem konstruierten Fall einer Frau, die siebenmal geheiratet hat, wollen sie nun diesen ganzen Glauben lächerlich machen. Was geschieht mit dieser Frau? Wessen Ehefrau wird sie nach der Auferstehung, also im neuen, ewigen Leben, sein? Zu welchen undenkbaren Folgen und Konflikten muss es dann bei dieser Frau mit ihren sieben Männern kommen? Man spürt den Hohn in dieser Fragestellung.
Jesus geht darauf ein, indem er ihnen sagt, dass sie eine falsche Vorstellung sowohl einer Auferstehung, als von Gott selbst haben. Dieses Leben nach dem Tod ist nicht eine Verlängerung oder eine gesteigerte Fortsetzung des jetzigen, sondern ein völlig anderes, neues Leben. Dort ist zum Beispiel das Heiraten oder verheiratet sein nicht mehr wichtig. Für die Auferstandenen erübrigt sich eine Sicherung des Fortlebens in der Nachkommenschaft, da ihr Leben nicht mehr von Tod bedroht ist. Es müssen keine Kinder mehr gezeugt werden. Die ganze Erotik und Sexualität sind überflüssig geworden. Hier spüren wir: Der ganze Sinn einer Ehe war damals vollkommen von der Sorge um Nachkommenschaft bestimmt. Diese Sorge wird überflüssig sein. Es geht um eine neue Existenzweise, nicht um ein Weiterführen des heutigen Lebens.
Darüber hinaus – und das ist das zweite Argument von Jesus – versteht ihr Gott falsch, wenn ihr glaubt, dass mit dem Tod für die Menschen alles aus ist. Er ist ein Gott der Lebenden, er will dass seine Menschen leben. Er will nicht ein Gott von Toten sein. Er ist ein Gott der Patriarchen Abraham, Isaak, Jakob, die zwar längst verstorben sind, aber für Gott sind sie lebendig. Gott lässt seine Menschen auch im Tod nicht im Stich. Er bewahrt uns vor der endgültigen Vernichtung. Wir sind und bleiben seine „Söhne und Töchter“, seine Kinder. Ob ich also an ein persönliches Weiterleben nach dem Tod, an unsere Auferstehung glauben kann, hängt von meiner Vorstellung und von meinem Vertrauen zu Gott ab.
Wir sollten nicht ängstlich fragen: „Was wird und kann noch kommen?“, sondern sagen: „Ich bin gespannt, was Gott jetzt noch mit mir vorhat!“